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Wer gelegentlich Vorträge hält, steht vor der Aufgabe, Audiobotschaft und
Folienpräsentation (Slideshow) in geeigneter Form der Nachwelt zu erhalten. Idealerweise packt man
beides passend miteinander synchronisiert in ein Video, das man einfach aufrufen kann. Als jemand,
der LibreOffice Impress zur Erstellung von Präsentationen verwendet, wurde ich jedoch im Web
nicht nach einer passenden Anleitung zur Erstellung solcher Videos fündig. Das aufgefundene
Material empfahl sehr oft die Umwandlung der Präsentation in MicrosoftOffice PowerPoint, um die
dortigen Konvertierungsfunktionen zu nutzen, oder es ging darum, die Audiobotschaft zu Hause auf die
Präsentation "draufzusprechen" - das hilft einem natürlich nicht weiter, wenn man
den Vortrag schon gehalten hat und dessen Audiomitschnitt bereits vorliegt.
Zufällig bin ich bei meiner Suche nach passenden Anleitungen im Web auf den Video-Editor
KDEnlive gestoßen und konnte
dann einen Workflow ableiten, mit dem ich Präsentation und Audiomitschnitte einer
von mir gehaltenen Vortragsreihe zu
einem theologisch-weltanschaulichen Thema erfolgreich in hochladbare Videos umwandeln
konnte. Dieser Workflow wird im folgenden beschrieben.
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- MP3-Audiomitschnitt(e) des Vortrags in guter Qualität (Stereo, 160 kbps)
- Beamer-Präsentation (Slideshow) des Vortrags in LibreOffice Impress oder als PDF
- Ggf. während des Vortrags eingespielte MP4-Videoclips liegen vor
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- aktueller, handelsüblicher, hinreichend leistungsfähiger PC
(3 GHz DualCore-CPU, modernes OpenGL-fähiges Grafiksubsystem, 4 GB RAM)
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unter openSUSE Linux:
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Präsentation in LibreOffice laden und als PDF
exportieren, dabei auf ungefähr die später benötigte Zeilenzahl skalieren (Achtung: geht
nur in ganzen Pixels/inch). Das Ausgeben als PDF ist auch für den Vortrag selbst nützlich, da
das PDF nicht versehentlich geändert werden kann, auf allen Ausgabesystemen das gleiche Aussehen hat
und praktisch jedes System einen PDF-Viewer hat.
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Das gesamte PDF (alle Folien auf einmal!) in GIMP importieren, und zwar als eine Multilayer-Bilddatei
(jeder Folie entspricht ein Layer). Jetzt in GIMP mit [Image / Scale] die Skalierung dieser Datei mit all
ihren Layers auf das endgültige Format durchführen (z.B. 1440x1080) und als XCF abspeichern.
Anschließend speichert man durch [Video / Split Image to Frames] die Layers dieser
Multilayer-Bilddatei als individuelle Frames im XCF-Format ab, wobei im Dialogfeld zuvor "Inverse
Order" anzuklicken ist (weil andernfalls nicht der oberste, sondern der unterste Layer zum ersten
Frame wird) und auf eine hinreichende Stellenzahl ("Digits") für die an den Dateinamen
angehängte Nummer zu achten ist. Es empfiehlt sich, die erzeugten Frames in einem gemeinsamen
Ordner abzulegen, wie auch die für die Produktion zu verwendenden Audiomitschnitte und
Videoclips sowie anderes Quellenmaterial in einer sinnvollen Ordnerstruktur abgelegt werden sollten.
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Sind die Frames erzeugt und steht auch alles übrige Quellenmaterial für die Produktion zur
Verfügung, so ruft man den Video-Editor KDEnlive
auf. Für die Arbeit mit KDEnlive sollte zuvor ein eigener Ordner und darin für jedes
Videoprojekt ein eigener Unterordner erstellt werden. Das GUI von KDEnlive ist eingängig und weist
im oberen Bereich Felder für die Projekt-Clips, die Effekte und den Monitor auf, während der
untere Bereich von der Zeitleiste des Projekts mit dessen Video- und Audio-Spuren eingenommen wird.
Für das Projekt sollte unter [Projekt / Projekteinstellungen] als Videoprofil "HD 1080p 25
fps" eingestellt werden, wenn keine zwingenden Gründe anderes verlangen.
Mit [Projekt / Clip hinzufügen] fügt man Video- und Audio-Clips sowie statische
Präsentations-Frames, die auch direkt im XCF-Format von GIMP übernommen werden können,
zum Clip-Vorrat des Projekts hinzu, wobei sie dann im Clip-Feld (Projektbaum-Reiter) auftauchen. Im
Clip-Feld gelistete Clips und Frames können direkt per Drag & Drop an die vorgesehene Stelle der
Zeitleiste gezogen werden. Für statische Frames wie bei Präsentationen wird
standardmäßig eine Dauer von 5 Sekunden festgesetzt, die durch Ziehen am Cliprand in der
Zeitleiste oder durch Eingabe einer Zeitdauer für den Frame im Clip-Feld angepaßt werden kann.
Beim Audio-Mitschnitt eines Vortrags empfiehlt es sich, ihn so zu plazieren, daß er nicht sofort,
sondern erst nach 1 Sekunde startet, da beim späteren Abspielen des fertigen Videos das sofortige
Einsetzen der Stimme des Vortragenden sehr abrupt wirkt. Einzubindende Video-Clips, die bereits
Audio-Spuren enthalten, werden wie stumme Video-Clips in den Video-Spuren der Zeitleiste plaziert.
Die Hauptarbeit besteht nun in der manuellen Synchronisation von Audiomitschnitt und
Präsentationsframes in der Zeitleiste. Hierbei leistet der Projektmonitor wertvolle Dienste, denn
in ihm kann jederzeit der Ist-Zustand des Projekts abgespielt werden und so die Synchronisation
überprüft werden. Übrigens können alle Clips in der Zeitleiste bei Bedarf aus der
Effektliste im Effekt-Feld mit Aus-, Überblend- und sonstigen Effekten ausgestattet werden; ferner
können Clips auch gesplittet und anschließend ihre Teile unabhängig voneinander
verschoben werden.
Mit Projektfortschritt sollte die Projektdatei (Endung .kdenlive) regelmäßig gesichert
werden.
Ist man mit dem Arrangement der Clips und Frames zufrieden, kann das Video produziert werden. Hierzu
klickt man auf den Rendern-Button und gibt im sich öffnenden Dialog Dateinamen und Zielordner an;
ggf. stellt man noch Parameter wie Video-Qualität (Default: 20, höhere Werte bedeuten
schlechtere Qualität!) und Audio-Bitrate (Default: 160 kbps) ein, bevor man auf "in Datei
rendern" klickt. Das Rendern nimmt größenordnungsmäßig etwa so viel Zeit wie
die spätere Abspieldauer des Videos in Anspruch. Zur Kontrolle sollte man sich das erzeugte Video
einmal komplett anschauen.
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Abbildung: Screenshots der benutzten Anwendungen KDEnlive (links) und HandBrake (rechts)
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Die erzeugte Videodatei ist im allgemeinen sehr groß und steht hierin klassischen Filmen gleicher
Abspieldauer kaum nach. Zum Hochladen und zur Weitergabe ist die Videodatei zu groß, gerade
angesichts der Tatsache, daß dieses Video vor allem aus statischen Frames besteht. Daher ist es
unerläßlich, das Video zu komprimieren. Für diese Aufgabe ist der Video-Transcoder
HandBrake ein geeignetes Werkzeug.
Die Größe einer Videodatei wird vor allem durch die Auflösung und die Framefrequenz,
die gemeinsam die Bitrate bestimmen, beeinflußt. Da ein von einer Präsentation dominiertes
Vortragsvideo größtenteils von statischen Frames geprägt wird, besteht ein großes
Kompressionspotential bei der Framefrequenz. Nicht gespart werden sollte hingegen bei der
Audio-Qualität, da die Audiobotschaft bei einem Vortragsvideo zentral ist, und auch nicht bei der
Auflösung, da eine Präsentation oftmals hochauflösende Folien enthält, deren Details
sauber wiedergegeben werden müssen, und von daher mit voller HD-Auflösung gearbeitet werden
sollte.
Zum Komprimieren startet man HandBrake, klickt auf den Source-Button und wählt das gerade erzeugte
Video als Quelle aus. Man wählt Ordner und Namen für die Zieldatei und stellt MPEG-4 (avformat)
als Ausgabeformat ein, wodurch die Zieldatei die Endung .m4v erhält (M4V ist ein MP4-Format, die
Endung .m4v kann später - außer bei Benutzung von QuickTime - problemlos in .mp4 umbenannt
werden).
Nun müssen noch diverse Parameter und Optionen eingestellt werden:
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Destination:
Web optimized einschalten
Picture-Reiter:
Auto Crop einschalten
Storage Geometry: sollte bei HD-Auflösung und einem 4:3-Seitenverhältnis der
Präsentationsfolien automatisch auf 1440x1080 eingestellt sein.
Anamorphic: Loose
Alignment: 2
Denoise / Detelecine / Decomb: alle Off
Video-Reiter:
Video Encoder: H.264
Framerate: Same as source
Variable Framerate anwählen
Bitrate (kbps) anwählen und auf (niedrige) 120 kbps setzen. Diese Bitrate liefert bei textlastigen
Präsentationen mit im Mittel 1 Folie pro 90 Sekunden hochwertige Ergebnisse. Wechseln die Folien
häufiger, enthalten sie überwiegend folienfüllende Fotos oder sind Filmeinspielungen
enthalten, so muß die Bitrate entsprechend heraufgesetzt werden.
2-Pass-Encoding: unbedingt einschalten! Hierdurch kann die lokale Bitrate optimal an die Gegebenheiten
der Quelldatei angepaßt werden.
Use Advanced Options ausschalten
Preset: auf "medium" setzen
Tune: stillimage (optimiert besonders im Hinblick auf statische Frames)
Profile: auto
Level: auto
Audio Defaults-Reiter:
Encoder: AAC Passthru
Bitrate: 160 kbps
Mixdown: Stereo
Samplerate: Same as source
Gain: 0 dB
DRC: Off
Passthru Fallback: AAC (avcodec)
Audio List-Reiter:
Hier sollte nun automatisch eine Zeile "unknown (AAC)(2.0ch)(48 kHz) -> Passthrough"
eingetragen sein
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Sind alle Optionen und Parameter eingestellt, kann durch Klicken auf den Start-Button der
Transcoding-Prozeß ausgelöst werden, für den wiederum eine der Abspieldauer
des Videos vergleichbare Zeit veranschlagt werden muß. Nach dem Transcoding sollte man
die Dateigrößen von Quell- und Zieldatei miteinander vergleichen (bei einer
Standard-Präsentation mit 1 Folie pro 90 Sekunden darf eine Kompression von bis zu 70%
erwartet werden) und sich das transkodierte Video zur Kontrolle einmal komplett anschauen.
Schließlich benennt man die transkodierte Videodatei auf die Endung .mp4 um. Nun ist das
Vortragsvideo fertig und kann mit anderen geteilt oder auf Video-Plattformen wie YouTube und Vimeo
hochgeladen werden.
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