Mein Interesse am Wettergeschehen und an den Ursachen dahinter war in meiner Kindheit eher mäßig. Dies änderte sich jedoch im Winter 1978/79 schlagartig, als ich mir aus der geschützten Wohnung heraus den starken Eisregen am Abend des 8. Dezember anschaute, der die erste Dauerfrostperiode beendete, und vor allem mit dem markanten Wetterwechsel in der Nacht vom 28. auf den 29. Dezember, der die sogenannte "Schneekatastrophe" in Norddeutschland einleitete.
Seitdem hat mich die Faszination am Wettergeschehen nie losgelassen, und ich hatte auch daran gedacht, Meteorologie zu studieren, doch waren in den 1980er Jahren die Berufsaussichten zu schlecht - bis dahin gab es nur die staatlichen Wetterdienste, und niemand ahnte etwas von der kommenden Privatisierungswelle der 1990er Jahre, die die Situation vollkommen veränderte und nicht nur völlig neue Berufschancen eröffnete, sondern durch den Wettbewerb auf dem Markt für eine Qualitätssteigerung sorgte und neuartige Dienste hervorrief. Auf der anderen Seite wurde dadurch der freie Zugang zu meteorologischen Daten und Karten, die nun plötzlich ein Wirtschaftsgut geworden waren, eingeschränkt.
Mit zunehmender Verbreitung des World Wide Web stießen freie, web-basierte Anbieter meteorologischer Informationen in diese Lücke, die Daten und Karten z.T. in hervorragender Qualität und zeitlicher und rämlicher Dichte liefern, aus denen man sich ein gutes Bild der weiteren Wetterentwicklung machen kann. Darüber hinaus kann man sich von der Richtigkeit dessen, was man an klimakundlichem Wissen im Erdkunde-Unterricht gelernt hat, online live überzeugen sowie mit hartnäckigen Mythen aufräumen.
Meine Empfehlungen aus dem Web
Die drei umfassendsten Anbieter frei zugänglicher meteorologischer Informationen, die ich derzeit kenne und nutze, sind die Wetterzentrale, WetterOnline und Weather Underground (Wunderground), mit jeweils eigenen, voneinander verschiedenen Angebotsschwerpunkten:
- Die Wetterzentrale bietet u.a. die umfangreichste mir bekannte Zusammenstellung von Vorhersagekarten der wichtigsten numerischen Vorhersagemodelle für alle wichtigen meteorologischen Parameter in 6 h-Auflösung bis 8 bzw. 16 Tage im Voraus und z.B. auch klassische Isobaren-Wetterkarten mit Fronten (Bracknell/Sembach).
- Bei WetterOnline gibt es u.a. aktuelle Meßwerte für viele Stationen in Deutschland und weltweit mit der Möglichkeit des Rückblicks über einen frei wählbaren Zeitraum, Niederschlags-Radarbilder, meteorologisch anspruchsvolle und doch leicht verständliche Wetterberichte und Wochentrends sowie meteorologische Kommentare zu aktuellen besonderen Wetterentwicklungen.
- Weather Underground bietet ebenfalls aktuelle Meßwerte und Isothermenkarten aus aller Welt sowie Spezialinformationen wie z.B. zur aktuellen Wetterentwicklung in den Tropen (Wirbelstürme!) und auch Sticker für die eigene Homepage.
Als gute Ergänzung hierzu empfehlen sich folgende Angebote:
- Meteorologie an der Universität Köln: Isothermen-/Isobaren-/Isallobaren- und Stationsmeldungs-Wetterkarten für Europa und verschiedene Großräume der Erde. Dieses Informationsangebot ist am 17.09.2013 eingestellt worden.
- Wetter, Wolken, Klima ist eine umfangreiche Website des Karlsruher Meteorologen Bernhard Mühr und stellt eine Fülle von Wetter- und Klimadaten, Analyse-, Vorhersage- und Spezialkarten sowie aktuelle Satellitenbilder zur Verfügung. Außerdem ist hier der Karlsruher Wolkenatlas zu finden.
- Short-Term Climate Outlooks von COLA/IGES: 16-Tages-Prognose der mittleren Temperatur, des Gesamtniederschlags und der Bodenfeuchte für verschiedene Großräume der Erde, mit Angabe der Abweichungen von den langjährigen klimatologischen Mittelwerten.
- Sea Ice Group am Environmental Modeling Center (EMC) der U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA): Eine Besonderheit im Angebot sind die Animationen der Entwicklung der Meereisbedeckung in den letzten 30 Tagen.
- The Cryosphere Today ist eine Website der Polarforschungsgruppe der Abteilung fär atmosphärische Wissenschaften an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, die Daten zur Schnee- und Eisbedeckung der Polarregion in ansprechenden Bildern aufbereitet und ebenfalls 30-Tages-Animationen anbietet. Darüber hinaus finden sich dort Graphen zur zeitlichen Entwicklung der Eisbedeckung in den einzelnen Meeresbecken sowie zu deren Abweichung vom langjährigen Mittelwert.
- Polar View ist ein internationales Forschungs- und Beobachtungskonsortium, das satellitengestützte Monitoringprodukte zur Schnee- und Eisbedeckung entwickelt und anbietet, unter anderem den hier verlinkten Eisbedeckungs-Browser. Von deutscher Seite sind die Universitäten Bonn und Bremen beteiligt.
- GFS Arctic Visualizations by GWCL zeigt beeindruckende Wochen-Animationen der vom GFS simulierten Entwicklung der Wetterparameter in der Arktis-Kalotte. So ist in der Animation der 850-hPa-Temperatur das Pulsen der täglichen Temperaturwelle bei höherem Sonnenstand sowie der Einfluß von Inlandeisflächen und der Orographie, besonders von Kältefallen, bei der Advektion von Luftmassen zu sehen.
- WorldClimate: Hier gibt es keine aktuellen Wetterdaten, sondern Klimadaten (Temperatur, Niederschlag und Luftdruck) von Zehntausenden von Orten weltweit, zusammengestellt aus zahlreichen, öffentlich zugänglichen Quellen.
- ClimaTemps ist ein weiterer freier Klimadaten-Anbieter, liefert auch Daten wie z.B. die mittlere Zahl der Regentage, Sonnenhöhe und Sonnenscheindauer (allerdings bei Polartag/Polarnacht fehlerhaft) und nennt zu den Orten ihre Köppen-Klimaklassifikation.
Eine Fülle weiterer Informationsquellen steht in der Wetter-Fundgrube zur Verfügung.
P.S.: Wetteranbieter, die auf Twitter Usern mit mißliebigen Meinungen per GIF-Memes den Schneelawinen-Tod wünschen, werden hier nicht aufgeführt.